Das ist ein wunderbares Haus!

Gerätehaus auf dem Bonneberg eingeweiht – Löschgruppe besteht seit mehr als 100 Jahren

Das alte „Spritzenhaus“ der Löschgruppe Bonneberg wurde zu einem modernen Feuerwehrhaus ausgebaut.

Vlotho. Der Feuerwehrstandort Vlotho-Bonneberg hat sich gemausert: Am Samstag (25.06.2022) wurde das umfangreich erweiterte und frisch renovierte Gerätehaus an der Bonneberger Straße seiner Bestimmung übergeben. Rund 850.000 Euro hat die Stadt für den Um- und Anbau investiert. „Das ist ein wunderbares Haus, das uns gut gelungen ist“, sagte Bürgermeister Rocco Wilken. Er will das „Quartier Bonneberg“ weiter stärken. Schule, Kita, Kirchengemeinde und Feuerwehr sollen dabei zusammenstehen. Das hörte sich vor einiger Zeit noch ganz anders an. Da gab es von Seiten der Stadt Pläne, den Feuerwehrstandort ganz aufzugeben. Jetzt bildet ein (fast) neues Gerätehaus weiterhin den Mittelpunkt des Ortsteils. 31 Feuerwehrleute, die unter Leitung von Thomas Prüßmeier stehen, haben hier ihr Zuhause.

Die Löschgruppe Bonneberg blickt mittlerweile auf eine mehr als 100-jährige Geschichte zurück.  Einweihung und Jubiläum wurden am Samstag gemeinsam mit den Bürgern groß gefeiert. Zunächst stand ein Gottesdienst auf dem Programm, der großen Anklang fand und vom Posaunenchor der Kirchengemeinde Exter/Bonneberg musikalisch begleitet wurde. Bis auf den letzten Platz hatte sich die Fahrzeughalle am späten Nachmittag gefüllt. Unter den Gästen befanden sich MdB Stefan Schwartze und MdL Christian Dahm, die beide aus Vlotho kommen. „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“, so lautet der Leitspruch, zu dem sich die Feuerwehrleute bekennen. Das sei mehr als ein alter Spruch, sagte Pfarrer Winfried Reuter. „Diese Worte sind in Ihren Herzen und Ihren Köpfen lebendig.“ Nehmt einander an, wie Christus uns angenommen hat, unter diesen Satz des Apostels Paulus stellte Reuter seine Predigt. Für die Feuerwehrleute fand er viele gute und aufmunternde Worte: „Sie loben Gott, indem Sie die Menschen, zu denen Sie gerufen werden, annehmen, indem Sie für sie da sind, ihre Not zu Ihrer eigenen machen. Sie loben Gott, weil Sie tun, woran er Freude hat.“ Am Ende sprachen Löschgruppenführer Thomas Prüßmeier, Vertreter Pascal Besler und Bruder Tobias die Fürbitten.

Symbolische Schlüsselübergabe: (v.l.) Kreisbrandmeister Bernd Kröger, Ehrenwehrführer Dieter Rethmeier, stellv. Löschgruppenführer Pascal Besler mit Sohn Jannes, Löschgruppenführer Thomas Prüßmeier, Wehrführer Torsten Sievering, Bürgermeister Rocco Wilken und die beiden stellv. Wehrführer, Sven Detering und Thomas Twelsiek

Fest in das soziale Leben integriert 

Bürgermeister Wilken hatte zur Gerätehauseinweihung einen riesigen, feuerroten Schlüssel mitgebracht. Den überreichte er im Anschluss an den Gottesdienst symbolisch an Wehrführer Torsten Sievering. Mit einem gemeinsamen Schnaps nahmen Feuerwehrleute, Mitglieder aus Rat- und Verwaltung sowie Freunde und Förderer der Löschgruppe den (Fast-) Neubau schließlich in Betrieb. Kreisbrandmeister Bernd Kröger überreichte die Glückwünsche aller 2.500 Mitglieder des Kreisfeuerwehrverbandes Herford. „Ihr seid das Gesicht dieser Feuerwehr, Ihr erfüllt diese Löschgruppe mit Leben“, diese persönlichen Worte richtete er an die Wehrleute vom Bonneberg. Kröger freute sich über die zahlreichen Bürger, die an diesem Nachmittag den Weg zur Feuerwehr gefunden hatten. „Sie bringen mit Ihrem Besuch Ihre Solidarität mit den Feuerwehrleuten und Anerkennung für deren Arbeit zum Ausdruck!“ Die Löschgruppe Bonneberg sei mehr als eine Einheit der Feuerwehr Vlotho, erklärte Wehrführer Sievering. „Sie ist ein fester Bestandteil des Ortsteils und fest in das soziale Leben integriert.“ Außerdem lobte der Feuerwehrchef die gute Arbeit von Löschgruppenführer Thomas Prüßmeier und seiner Mannschaft, die von großer Kontinuität geprägt sei. Pfarrer Ralf Steiner wurde während der Feierstunde aus gesundheitlichen Gründen als Notfallseelsorger verabschiedet. „Er hat diese Aufgabe zwölf Jahre lang wahrgenommen und vielen von uns in schweren Stunden zur Seite gestanden“, so die bewegenden Worte von Thomas Twelsiek, dem stellvertretenden Leiter der Feuerwehr Vlotho.

Das Foto zeigt Pfarrer Ralf Steiner (l) bei seiner Ernennung zum Fachberater Seelsorge im Jahr 2009. Am Samstag wurdeder geschätzte Theologe als Notfallseelsorger der Feuerwehr verabschiedet. Steiner stand den Feuerwehrleuten in manch schwerer Stunde zur Seite. Es wird schwer werden, einen gleichwertigen Ersatz zu finden. (Foto: Feuerwehr Vlotho)

Bedarfsgerechte Baumaßnahme

Der Rat der Stadt Vlotho hatte im September 2019 einhellig die „Generalinstandsetzung“ der Gerätehäuser Bonneberg, Steinbründorf und Vlotho-Mitte beschlossen und sich für einen Neubau am Standort Exter ausgesprochen. Das Bauprojekt auf dem Bonneberg nahm die Stadt als erstes in Angriff. Denn die Mängelliste war hier besonders gravierend:  Fehlende Fahrzeugstellplätze und Umkleidemöglichkeiten, unzureichende Sozialräume und gravierende Bauschäden. Anfang Mai 2021 erfolgte der erste Spatenstich. Unter Federführung des Ingenieurbüros Schöne aus Minden verwandelte sich der schmucklose Altbau aus den achtziger Jahren in ein modernes Feuerwehrdomizil. In einer Bauzeit von 13 Monaten entstanden eine neue Fahrzeughalle mit zwei zusätzlichen Stellplätzen, ein Werkstattraum, Umkleideräume und moderne sanitäre Anlagen. Ein getrenntes Wegesystem für die an- und abrückenden Einsatzkräfte wurde ebenso umgesetzt, wie die sogenannte Schwarz-Weiß-Trennung. Alte und neue Halle verfügen über eine Abgasabsaugung, es gibt eine neue Heizungsanlage und externe Notstromeinspeisung; denn bei einem flächendeckenden Stromausfall soll das Gerätehaus als Anlaufpunkt für den Bürger dienen. „Ein modernes Feuerwehrhaus muss inzwischen mehr bieten, als eine Abstellmöglichkeit für die Feuerwehrgeräte“, so der Kreisbrandmeister. Am Standort Bonneberg versehen momentan 31 Feuerwehrleute ihren Dienst, darunter sechs Frauen. Zum Fuhrpark zählen Mittleres Löschfahrzeug (MLF), Einsatzleitwagen 1 (ELW 1) und Mannschaftstransporter (MTF). Die ELW-Mannschaft rückt bei allen Einsätzen im Stadtgebiet ab „Stufe 2 mit Menschenleben in Gefahr“ (Stufe 2 MIG) mit aus.

Auf dem Bonneberg sind Mittleres Löschfahrzeug (r) und Einsatzleitwagen 1 stationiert.

„Urgroßvater, Großvater und Vater würden staunen!“

Thomas Prüßmeier erinnerte während der Feierstunde am Samstag an die Anfänge der Löschgruppe vor mehr als 100 Jahren. 1920 gründeten neun mutige Bürger der damals noch selbständigen Gemeinde Valdorf eine erste Einheit im Kampf gegen den „Roten Hahn“ - dem Sinnbild für das Feuer. Fünf Jahre später entstand das „Spritzenhaus“ an der Vahrenbrinkstraße. Ein Opel P4, der 1936 in Dienst gestellt wurde, war das erste motorisierte Feuerwehrfahrzeug der Löschgruppe. Prüßmeier ist in vierter Generation Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. „Würden mein Urgroßvater, Großvater und Vater sehen, wie wir heute ausgerüstet sind und was für ein Gerätehaus wir heute eingeweiht haben, sie würden aus dem Staunen nicht herauskommen!“ Bürgermeister Wilken überreichte zum Jubiläum gleich zwei Ehrenurkunden: Eine von der Landesregierung und eine zweite von der Stadt Vlotho.

Auf dem Bonneberg wurde an diesem Abend noch lange gefeiert. Erst stand ein Menschen-Kicker-Turnier auf dem Programm und um 19 Uhr startete die „Midsummerparty“ in der neuen Fahrzeughalle.

 Von Jens Vogelsang
(Text u. Fotos)

Pfarrer Winfried Reuter von der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde St. Johannis leitet den Festgottesdienst.
Bürgermeister Rocco Wilken (r): „Das ist ein wunderbares Haus, das uns gut gelungen ist!“
Löschgruppenführer Thomas Prüßmeier (l) wird mit der Feuerwehr- und Katastrophenschutz-
Einsatzmedaille des Landes NRW geehrt.
(v.l.) Thomas Prüßmeier, KBM Bernd Kröger, Wehrführer Torsten Sievering und Bürgermeister Rocco Wilken
Wehrführer Torsten Sievering: „Die Feuerwehrarbeit auf dem Bonneberg ist von großer Kontinuität geprägt.“
Thomas Prüßmeier berichtet aus der 100-jährigen Geschichte „seiner“ Löschgruppe.
MdL Christian Dahm (l) und Wehrführer Torsten Sievering
THW-Mann Andreas Bartels (l) und MdB Stefan Schwartze
Blick in die alte Fahrzeughalle, die einen neuen Fußboden und eine Abgasabsauganlage erhalten hat.
Gebäuderückseite
Umkleideräume mit getrenntem Wegesystem
Eine Terrasse wurde ebenfalls realisiert.
Kunst im Eingangsbereich: „Feuer (links) und Wasser (rechts)“
Die Kleinen trainieren am Nachmittag mit Feuerlöschern am „Fire-Trainer“.
Der Festplatz hat sich gut gefüllt.
Beim Menschen-Kicker-Turnier treffen die „Exter-Dickbäuche“ auf „Die Coolen Bonneberger“.
Historische Aufnahme: Das erste Gerätehaus der Löschgruppe stand an der Vahrenbrinkstraße.
Rund 850.000 Euro hat die Stadt in den Feuerwehrstandort auf dem Bonneberg investiert.